Hybride Arbeitsmodelle - Welche Formen gibt es?
Dass sich die Hybride Arbeit als Organisationsform dort, wo es möglich ist, auch langfristig etablieren wird, ist mittlerweile Konsens. Weniger klar ist in den meisten Unternehmen jedoch, wie die konkrete Ausgestaltung aussehen wird. Wir fassen aus diesem Grund zusammen, welche verschiedenen Modelle hybrider Arbeit es gibt und geben Dir Tipps, wie Du das geeignete Modell für Dein Unternehmen findest.
Welche hybriden Arbeitsmodelle werden unterschieden?
Hybrides Arbeiten bedeutet, dass nicht mehr alle Mitarbeitenden ihre Arbeit zur gleichen Zeit im Büro erledigen, sondern auch außerhalb des Büros arbeiten. Doch was zunächst recht simpel klingt, kann im Detail sehr unterschiedliche Formen annehmen.
Hybride Arbeit gibt den Mitarbeitenden mehr Flexibilität bei der Frage, wann und wo sie ihre Aufgaben erledigen. Folglich müssen bei der Wahl des passenden Hybrid-Modells die 2 Dimensionen Arbeitsort und Arbeitszeit berücksichtigt werden.
Arbeitsort
In Bezug auf den Arbeitsort geht es zum einen um die Unterscheidung zwischen dem
- Arbeitsplatz im Büro oder dem
- Arbeitsplatz außerhalb des Büros.
Bei Arbeitsplätzen außerhalb des Büros ist es zunächst nicht von Bedeutung, ob es sich dabei um das Homeoffice oder das Cafe um die Ecke handelt.
Zum anderen wird der Grad der Flexibilität unterschieden. Eine Einteilung kann etwa wie folgt aussehen:
- Office First: Das Büro bleibt der primäre Arbeitsort. Das Arbeiten außerhalb des Büros ist nur die Ausnahme.
- Teil-Flexibel: Die Mitarbeitenden können an festgelegten Tagen auch außerhalb des Büros arbeiten.
- Voll-Flexibel: Die Mitarbeiter haben keinen primären Arbeitsort, sondern wählen täglich neu, von wo aus sie ihre Arbeit erledigen wollen.
- Remote First: Ist das genaue Gegenteil zu Office First. Die Arbeit findet grundsätzlich remote statt, nur in Ausnahmefällen wird das Büro als Arbeitsort genutzt.
Arbeitszeit
Auch die Arbeitszeit muss auf den Grad der Flexibilität hin unterschieden werden. Grob lässt sich diese einteilen in:
- Fix: Die Arbeitszeit ist fest definiert.
- Teil-Flexibel: Es gibt Kernarbeitszeiten mit einer zusätzlichen Gleitzeitmöglichkeit
- Voll-Flexibel: Mitarbeitende arbeiten vollkommen zeitunabhängig
Kombiniert man die beiden Dimensionen, erkennt man schnell, dass es zahlreiche hybride Arbeitsmodelle gibt, aus denen das passende gefunden werden muss.
Welche Auswirkungen bringen die unterschiedlichen Modelle mit sich
Jedes Modell bietet Vorteile für Unternehmen und Arbeitnehmer*innen, bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich. Dabei lässt sich grundsätzlich folgendes festhalten:
Mehr Flexibilität führt zu …
- zufriedeneren Mitarbeitenden, denn orts- und zeitunabhängiges Arbeiten macht es einfacher, Berufliches mit Privatem zu vereinbaren, etwa indem Fahrtzeiten von und zur Arbeit reduziert oder Termine in den Arbeitstag integriert werden können.
- Einsparmöglichkeiten für Unternehmen, indem beispielsweise Büroflächen und damit Mietausgaben verringert werden können. Auch bei der Büroausstattung gibt es Einsparmöglichkeiten, wenn etwa im Rahmen eines Desk-Sharing-Ansatzes weniger Arbeitsplätze benötigt werden.
- größeren Chancen bei der Mitarbeitergewinnung. Gerade für junge Talente ist Flexibilität ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers.
Mehr Flexibilität bedeutet jedoch auch…
- einen größeren Koordinationsaufwand auf Unternehmensseite. Das beinhaltet beispielsweise die Planung der Bürobelegung, die Organisation von Meetings oder das Management von Projekten.
- potentiell höhere Kosten für Unternehmen, wenn etwa Büroräume zusätzlich so ausgestattet werden müssen, dass Personen im und außerhalb des Büros an Meetings teilnehmen können oder zusätzliche Arbeitsplätze im Homeoffice bereitgestellt werden müssen.
- dass Mitarbeitende sich sozial isoliert fühlen. Auch auf die Verbundenheit mit dem Unternehmen kann es negative Auswirkungen haben, wenn Mitarbeiter*innen nur noch selten im Büro sind und weniger Kontakt zu den Kolleg*innen haben.
Wie Du das passende Modell für Dein Unternehmen findest
Wie immer gilt, dass es keine allgemeingültige Empfehlung gibt, welches Modell sich für welches Unternehmen eignet. Vielmehr muss jedes Unternehmen im Rahmen eines strukturierten Prozesses, das passende Modell für seine individuelle Situation finden.
Ein solcher Prozess kann wie folgt aussehen:
Schritt 1:
Verschaffe Dir zunächst einen Überblick über die Gegebenheiten in Deinem Unternehmen und definiere, welche Anforderungen das hybride Modell für Deine Organisation erfüllen muss. Beziehe bereits von Anfang an Deine Kolleg*innen in den Prozess mit ein und lass ihre Vorschläge einfließen. Stelle Dir etwa folgende Fragen:
- Welche Wünsche und Vorstellungen an die Flexibilität haben Deine Mitarbeitenden?
- Welche Tätigkeiten Deiner Mitarbeitenden lassen sich auch außerhalb des Büros erledigen?
- Welche Kompetenzen, insbesondere im Umgang mit Technik und digitalen Tools haben Deine Kolleg*innen bereits?
- Wie wichtig ist die (kreative) Zusammenarbeit der Kolleg*innen für den Erfolg Deines Unternehmens?
- Welche rechtlichen Aspekte müssen beachtet werden, etwa der Datenschutz oder der Arbeitsschutz?
Schritt 2:
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse lassen sich nun bereits erste Modelle ausschließen, welche die Anforderungen nicht erfüllen.
Unter Umständen macht es an dieser Stelle Sinn, unterschiedliche Hybrid-Work-Personas zu bilden und die Anforderungen auf diese Personas anzuwenden. Kolleg*innen im Vertrieb beispielsweise müssen zu festen Zeiten arbeiten, während sich Marketing-Teams regelmäßig im Büro zu Kreativ-Meetings treffen.
Schritt 3:
Nachdem Du für Dein Unternehmen bzw. einzelne Personas mögliche Hybrid-Modelle identifiziert hast, müssen sie auf ihre Vor- und Nachteile hin bewertet werden. Dabei dürfen nicht nur finanzielle Aspekte, z.B. Kostenersparnisse durch geringeren Flächenbedarf vs. Zusatzkosten für die Ausstattung von Arbeitsplätzen im Homeoffice), gegeneinander abgewogen werden. Vielmehr müssen auch sämtliche organisatorischen als auch sozialen Auswirkungen berücksichtigt werden.
Schritt 4:
Im Ergebnis liefert die Evaluation ein geeignetes Hybrid-Modell für Deine Organisation. Nun kann die Implementierung des Modells beginnen. Ob diese auf “einen Schlag” oder agil schrittweise geschehen soll, entscheiden auch hier wieder Deine individuellen Gegebenheiten und Präferenzen.