Ist Ihr Büro schon biophil? Zwischen Architektur und Natur

Im Wort „Work-Life-Balance“ steckt, was viele Menschen empfinden: Das Leben findet außerhalb der Arbeit statt.

Ein Grund dafür ist, dass wir uns in kargen Büros abgeschnitten von der Außenwelt fühlen. Laut den Untersuchungen für den „Human Spaces Report“ haben 47 % der befragten Angestellten kein natürliches Licht in ihrem Büro. 58 % berichteten, dass keine Pflanzen in ihrem Büro stünden. Und 19 % gaben an, dass sich keinerlei natürliche Elemente an ihrem Arbeitsplatz wiederfänden.

Die Realität vieler Menschen ist: Sie verbringen den Großteil ihres Tages in einem Raum, der weder natürliches Licht noch frische Luft hat, in dem sie womöglich auf Straßen und Baustellen schauen oder gar keinen Blick nach draußen haben und in dem sie keine Möglichkeiten zur Regeneration vorfinden. Kein Wunder, wenn sich das nicht gut anfühlt …

Seit den 60er Jahren sind viele Forscher*innen davon überzeugt, dass uns die „Biophilie“ innewohnt, die „Liebe zum Leben“. Gemeint ist, dass es uns guttut, in der Natur zu sein. Trends wie das japanische „Waldbaden“ zeigen unsere Sehnsucht nach der Natur, nach Weite und Vielfalt, nach Licht und Luft, nach Anregung unserer Sinne und natürlichen Farben und Formen. Diesem Bedürfnis folgt seit einigen Jahren das Konzept des biophilen Designs.

Was ist biophiles Design?

Die Raumgestaltung regt unterschiedliche Sinne an. So ändert sich zum Beispiel durch verschiedene Bodenbeläge das Laufgefühl oder in bestimmten Bereichen sind sanfte Musik oder Naturklänge zu hören.

Biophiles Design bedeutet, die Natur in Gebäude hineinzuholen und die Grenzen zwischen Architektur und Natur ein Stück weit verschwimmen zu lassen. Pflanzen im Büro sind ein wichtiges Element davon, aber längst nicht alles. Wenn der Rest der Büroeinrichtung karg und trist ist, macht ein halb vertrockneter Gummibaum auch keinen großen Unterschied.

Biophiles Design setzt viel tiefer an und berücksichtigt ganz unterschiedliche Elemente: Die Mitarbeiter*innen sollten möglichst Tageslicht und natürliche Luft zur Verfügung haben und den Blick nach draußen richten können. Ist das nicht möglich, ändern sich zumindest Lichtfarbe und Temperatur so, dass sie den natürlichen Gegebenheiten im Tages- und Jahresablauf entsprechen. Damit schaffen sie eine Verbindung zu den alltäglichen Rhythmen.

Biophiles Büro

Pflanzen, Wasser und andere Elemente bringen die Natur in die Gebäude. Natürliche Farben, Materialien und Drucke setzen „Naturanalogien“. Die Räume haben unterschiedliche Bereiche, die sich stark voneinander unterscheiden. So gibt es Orte, an denen der Blick schweifen kann, und andere, die zum Rückzug einladen.

Warum sich biophiles Design durchsetzen wird

Neben den schon genannten Vorteilen passt ein Green Office genau in die sich verändernden Arbeitsrealitäten: Kreativität, Eigenverantwortung und Vernetzung nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Gleichzeitig braucht nicht mehr jeder Mitarbeiter einen festen Arbeitsplatz, in Zeiten hybrider Arbeit sind Arbeitszeiten und -orte viel flexibler geworden. Biophilie in der Inneneinrichtung bietet für moderne Arbeitsplätze genau die passenden Lösungen:

Es gibt Bereiche, in denen die Mitarbeitende konzentriert arbeiten können, und andere, in denen sie sich effektiv und in angenehmer Atmosphäre mit den Kolleg*innen und dem Chef austauschen können. Wieder andere Bereiche sorgen für die notwendige Regeneration und helfen, die Gedanken schweifen zu lassen, um kreative Prozesse anzuregen.
Damit passt ein biophiles Bürodesign perfekt zu flacheren Hierarchien, dezentralen Strukturen und kreativen Arbeitsprozessen.

10 Tipps für mehr Biophilie im eigenen Büro

Optimal ist es, wenn der Biophilie-Gedanke bereits bei der Architektur eines Gebäudes mit berücksichtigt wird. Mit ein wenig Kreativität lassen sich jedoch auch nachträglich viele biophile Aspekte realisieren:

  1. Wähle beim Bürodesign natürliche Farben wie Grün oder Erdtöne.
  2. Nutze Naturmaterialien wie Holz oder Naturstein.
  3. Stelle unterschiedliche Pflanzen auf. Idealerweise gibt es Bereiche, in denen sich der Blick im Grün regelrecht verlieren kann.
  4. Setze bei der Raumgestaltung auf geschwungene, organische Formen statt auf rechte Winkel und gerade Kanten.
  5. Schaffe Möglichkeiten, nach draußen zu gehen, zum Beispiel durch Balkone oder begrünte Innenhöfe.
  6. Wenn möglich, sorge für Tageslicht und frische Luft in den Büros. Lichtdurchflutete Räume (mit angemessenem Blendschutz) tragen viel zum Wohlbefinden bei.
  7. Berücksichtige Wasserelemente, wie eine beruhigende Wasserwand, bei Ihrer Büroplanung.
  8. Schaffe Räume, die dem Rückzug dienen und in denen sich Deine Mitarbeitenden und Führungskräfte regenerieren können.
  9. Setze auf Vielfalt an Materialien und Strukturen, um die Sinne anzuregen und Abwechslung zu schaffen.
  10. Gleichzeitig sollten die Räume aber nicht überladen wirken. Arbeite deshalb mit unterschiedlichen Bereichen.

Wenn Lebens- und Arbeitsräume verschwimmen

Biophilie bedeutet „Liebe zum Leben“ und tut auch im Arbeitsbereich sehr gut.
Bei diesem Designkonzept wird die Natur so stark in die Innenbereiche geholt, dass die Grenzen regelrecht verschwimmen. Biophile Elemente sorgen dafür, dass sich die Kolleg*innen im Job wohler fühlen, gesünder sind und produktiver arbeiten können. Einzelne Elemente lassen sich mit überschaubarem Aufwand realisieren, auch bei Dir.